Die Zuschauer

Die Zuschauer der Spiele hatten – sofern sie nicht aus der nächsten Umgebung kamen – eine beschwerliche, lange Reise auf sich zu nehmen. Doch war die Anziehungskraft der Spiele so groß, dass offenbar viele diese Mühen auf sich nahmen. Von einem makedonischen Bäcker wurde berichtet, dass er das Stadion von Olympia zwölfmal besucht hat. Es ist anzunehmen, dass die Besuche jeweils den Spielen gegolten haben, er sich also über 44 Jahre regelmäßig in Olympia eingefunden hat. Frauen waren nur solang sie unverheiratet waren als Zuschauerinnen zugelassen. Bei Zuwiderhandlung drohte ihnen der Tod.
 

Stadion von Olympia heute

By Dwaipayanc (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons


Eine mutige Frau
Von dem einzigen uns bekannten Fall, in dem eine Frau trotz Verbots den Spielen beigewohnt hat, berichtet uns Pausanias (V 6,7-9): „Am Weg nach Olympia ... befindet sich ... ein Berg mit hohen schroffen Felsen, den man Typaion nennt. Die Eleer haben ein Gesetz, von diesem Berg die Frauen hinabzustoßen, wenn sie dabei ertappt worden sind, dass sie zu dem olympischen Fest gekommen sind ... . Es soll aber noch keine ertappt worden sein außer allein Kallipateira. Andere nennen diese selbe Pherenike und nicht Kallipateira [Anm.: Der Faustkämpfer Diagoras aus Rhodos hatte zwei Töchter: Pherenike und Kallipateira]. Sie richtete sich, als ihr Mann gestorben war, ganz wie ein Sportlehrer her und brachte ihren Sohn zum Mitkämpfen nach Olympia. Als Peisirodos siegte, übersprang Kallipateira die Umfriedung, in der man die Sportlehrer abgetrennt hielt, und entblößte sich dabei. Obwohl sie nun als Frau ertappt war, ließen sie sie straffrei, aus Rücksicht auf ihren Vater und ihre Brüder und ihren Sohn. Sie alle hatten olympische Siege erfochten, und daraufhin machte man ein Gesetz in bezug auf die Sportlehrer inskünftig, dass sie nackt zum Kampf antreten müssten.“